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aatp34 — CD Box — ASMUS TIETCHENS-ROLF ZANDER/Tarpenbek

aatp34

A U F  A B W E G E N  RELEASE INFO

cd-audio box set
release date: 15.12.2012
artist:  ASMUS TIETCHENS / ROLF ZANDER
title: TARPENBEK
order no.: aatp34
Label code (LC): 01291
time: ca. 47:00 min

Available for 38,00 € directly from us!

CD in LP Box.
Diese enthält: 12 Drucke mit Reproduktionen von Radierungen des Künstlers
Rolf Zander – jedes Motiv korrespondiert mit einem Track der CD. Drei
weitere Textblätter mit Erläuterungen von Rolf Zander zur Entstehung der
Arbeiten und seiner Methodik. Ein Textblatt mit einem Essay von Kai U.
Jürgens zur Genese des gemeinsamen Projekts von Tietchens/Zander plus
Trackinfos zur CD.
Handnummeriert 300 Exemplare.
Es gibt auch eine ART EDITION in einer Auflage von 30 Exemplaren (römisch nummeriert), die je eine Originalradierung von Rolf Zander enthalten, nummeriert und signiert vom Künstler. Preis für diese Ausgabe: 120 EUR + Porto.

Zu dem audiovisuellen Projekt Tarpenbek von Asmus Tietchens und Rolf Zander Auszüge aus dem Begleittext von Kai U. Jürgens

Es ist ein ungewöhnliches Objekt, das der Komponist Asmus Tietchens und der
bildende Künstler Rolf Zander vorlegen – ein Zyklus aus zwölf Graphiken und
ebenso vielen Musikstücken, verpackt in eine Kartonschachtel. Die Tarpenbek
ist ein etwa zwanzig Kilometer langes Gewässer, das von Norderstedt kommend
einige Außenbezirke Hamburgs durch- und teilweise auch unterquert, um
schließlich in die Alster zu münden. Tarpenbek besteht als Projekt weder aus
akustischen Bildern noch aus bildlich umgesetzter Musik. Den Anfang machte
der Künstler und Kunsterzieher Rolf Zander, der von 1975 bis 1977 den
Radierzyklus Tarpenbek – 12 Vertonungen erarbeitete. Dabei griff er auf den
Begriff der »Vertonung« zurück, den er einem alten Seehandbuch entnommen
hatte, und der eine »Kartographierung nach Augenschein« bezeichnet. Während der Kolonialzeit waren die Kapitäne der Handelsschiffe angehalten,
Küstenstriche zeichnerisch aufzunehmen; hierzu gab es extra »Vertonungsblöcke« mit Millimeterpapier. Gezeichnet wurde nur das, was
vom Schiff aus sichtbar war und nachfolgenden Seeleuten als Ansteuerungsmarke nützlich sein konnte, also im wesentlichen umrißhafte
Konturen. Genau dies war der Ansatz, den Rolf Zander auf die Tarpenbek
übertrug – wenn auch stets vom Ufer aus.
Gearbeitet wurde vor Ort und auf Zinkplatten, die bereits durch den
ständigen Transport erste Gebrauchsspuren herauszubilden begannen. Sie
wirkten rasch unfrisch und wie mit nicht entzifferbaren Zeichen überzogen.
Zander akzeptierte dies nicht nur, sondern beschloß, nur die untere
Seitenlinie der jeweiligen Platte zu bearbeiten, um die fragilen Texturen
nicht zu beinträchtigen. Die Beschaffenheit des Materials rückte auf diese
Weise in den Mittelpunkt. Asmus Tietchens teilt diesen Ansatz. Auch er
zeigte sich schon lange von der Tarpenbek fasziniert, deren Ufer er von
vielen Begehungen her kennt. Tietchens vermaß die Reproduktionen der
Radierungen, addierte die Höhe mit der Breite und bestimmte die ermittelten
Summen zu den Dauern seiner zwölf Stücke. Was dann entstand und als
Gesamtheit schlicht den Titel Tarpenbek trägt, resultierte gleichermaßen auf
Eindrücken, die bei Spaziergängen gesammelt wurden, und einer eingehenden
Beschäftigung mit Zanders Blättern. Tatsächlich lassen sich die zwölf
unbetitelten Stücke als Annäherungen begreifen. Ihr erstes Merkmal ist die
geringe Ereignisdichte. Sparsam, fast karg arrangiert der Komponist sein
Material, als wolle er vorschnelle Schlüsse vermeiden. Kein pathetischer
Weltentwurf wird hier zelebriert, sondern eine behutsame Bestandsaufnahme
vorgenommen, die mehr auf eine Darstellung von Mikrostrukturen als auf große Gesten setzt. Doch wie die Tarpenbek selbst kennt auch diese Musik Untiefen und überraschende Erweiterungen.
Tarpenbek bringt als audiovisuelles Gesamtvorhaben zwei Perspektiven zur
Deckung, die unterschiedlicher nicht sein könnten, sich aber fast von allein
zu einer überraschenden Ganzheit fügen.

www.tietchens.de
www.bildergalerie-zander.de

Sound example:
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Reviews

Bad Alchemy 77:
Tarpenbek (aatp34, CD in LP Box + 12 Radierungen) spricht als audiovisuelles Gemeinschaftswerk von ASMUS TIETCHENS & ROLF ZANDER neben dem Ohr der Tietchens-Liebhaber auch das Auge von Kunstinteressierten an. Zwar gibt es von dem 1934 in Hamburg geborenen Zander neben Schnitt-, Radier- oder Fundstücken auch schon Hörstücke wie ‚Sonore für Laura‘, das mich an die Poesie von Uli Trepte erinnert, oder Beiträge für Radio Inferno, die nacht­eulige Liebhaber philosophischer Notturnos anzusprechen gedachten. Aber auch seinen Tarpenbek-Zyklus (1975-77) hat er ‚Vertonungen‘ betitelt, wobei er für seine Inaugenscheinnahme des eponymosen Flüsschens, das Hamburg anschneidet und in der Alster mündet, einen alten Fachausdruck aufgriff, nämlich für die seemännische Kartografierung von Küstenstrichen. Zander arbeitete mit Zinkplatten, wobei er deren Gebrauchsspuren integrierte und lediglich die unteren Streifen bearbeitete, so dass sich gefundene Mikrostruk­turen mit bewussten ergänzen zu wässrig bläulichen oder blau- und braun­grauen Eindrücken vor allem des Himmels über der Tarpenbek. Für seine Vertonungen dieser ‚Vertonungen‘ vermaß Tietchens die Radierungen und bestimmte danach die Länge seiner Stücke. Tietchens Klänge evozieren et­was wässrig und luftig Elementares, eine unscheinbare Wildnis, die sich im Kleinen verbirgt. Tuckernde Mikroimpulse und funkeliges Beinahenichts umspielen den gewellten grauen Faden, hinterlassen klingende Hieroglyphen auf Fotoplatten. Bildanstöße und eigene Eindrücke als Spaziergänger, dazu Tietchens‘ Ohr für die unsichtbaren Anteile der Dingwelt vereinen sich zu einem rein elektronischen Pixeln, Wispern, Schimmern, Knistern, Pfeifen, Klicken und Zirpen, jedenfalls zu Etwas, das allemal einen synästhetischen Beschreibungsversuch rechtfertigt. [BA 77 rbd]