Ira
These Are The Arms CD
(Golden Antenna Records Golden016)
Deutschlands beste Band führt ein Monsterleben in meinen abstrusen Projektionen. Obwohl ich die Band noch nie live gesehen habe, stelle ich mir häufig den Ablauf und das Setting ganzer Ira-Konzerte vor: viel Nebel, es beginnt mit den Loops aus Score, dann kommen nach und nach die Bandmitglieder auf die Bühne, bleiben aber nur als Schatten erahnbar. Dann kracht es los mit Lamb! Und noch schlimmer werden die Visionen: Eine Zeit lang sah ich eine hagere Gestalt mit Brille und etwas introvertiert-muffigen Zügen auf diversen Kölner Indie-Shows. Ich bildete mir ein, dieser Knabe müsse der Sänger von Ira sein. Schockierend! Fremd-Stalking durch Zipo, argh! Im aktuellen Video zum Track The Gift konnte ich mich dann überzeugen, dass Toby Hoffmann ausschaut wie der junge Wiglaf Droste. Und so wurde doch noch alles gut.
Zur Sache: These Are The Arms, das neue Album von Ira, braucht eine Weile, um sich in die Gehirnwindungen einzufressen. Gerade der Anfang und das Ende sind echte Brocken: extremster Hall auf dem Gesang, die Stücke etwas schwammig in der Anlage, Gemisch aus deutsch und englisch. Aber auch das wächst mit der Zeit. Ich kenne keine andere aktuelle Band, die so viele stimmige Parts und Ideen in einen Song packt – jede Nunmmer ist eine kleine Rockoper! Im Kontrast zu Katapult und Hydrophobia haben es die beiden anderen richtigen Songs, A New Profile und The Gift auf besondere Weise schwer – sie sind zu schnell vorüber! „Brother Failure, where have you gone“ – GROSS. Dazu krachende Akkorde und Pathos genau in der richtigen Dosis. Toll, toll, toll. Wann bitte in Köln?!
Zipo
www.iraism.com
www.goldenantenna.com