Stephan Mathieu/David Sylvian
Wanderlust CD
(Grönland Records CDGRON273)
In den 2000ern schwemmt eine Vielzahl von Drone-Releases auf den Markt und es zeigte sich schnell, welche Werke mit Sinn und Verstand produziert waren und welche Hervorbringungen aus einer Art Selbstüberschätzung heraus der Wirkung stehender Töne verfallen waren. Als case in point mag das 2007er Album von Marcus Schmickler und Hayden Chisholm auf Häpna gelten, welches aus der Flut der Dröhnungen der Zeit immer noch mit seinem plastischen und detailreichen Sound herausragt und bestehen kann. Viel mehr noch kann die obige kritische Begutachtung für das Genre „Ambient“ gelten, dessen Veröffentlichungsdichte über die Jahrzehnte hinweg ungebremst ansteigt. Hier kann Wandermüde von Stephan Mathieu und David Sylvian als einer jener Leuchttürme gelten, welcher den Test der Zeit locker besteht und das Genre weiter voranbringt. Organischer, Tiefenspuren-schürfender Sound, das ist Wandermüde. Vom Gefühl her eher ein Stephan Mathieu Album, der seinerzeit die Einladung erhielt, mit den Spuren des Blemish-Albums von David Sylvian zu arbeiten und diese nach eigenen Vorstellungen zu schichten. Der griffige Sound von Wandermüde ergibt sich aus dem speziellen Set-Up, den Mathieu für diese Bearbeitungen gewählt hat, nämlich das Abspielen der Spuren über Amps und das folgende Abgreifen wie in einer Live-Situation über Mikrofonierung und Ausbalancieren einzelner Frequenzen zueinander. Viel Manipulation im eigentlichen Sinne hat Stephan Mathieu wohl nicht vorgenommen, sondern eher eine Betrachtung der Sounds in ihren Bewegungsmodi und der Wirkung im Raum. Ich musste gerade bei den ersten beiden Stücken an sich ruhig aber mächtig drehende Windmühlenflügel denken, keine Ahnung, warum. Wandermüde – es könnte auch der Titel eines Hesse-Gedichts sein – führt die Spuren von Blemish zu einem Abschluss, gibt ihnen einen neuen Ort und fügt sie in ein festes Gebilde ein, welches ein völlig neues Gesamtes ergibt, als das Herkunftsalbum es war. Magisch!
Zipo
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