amor fati Labelspot
Unter Nietzscheanischem Banner präsentiert das französische Label aktuelle Improvisationsmusik, nicht selten als ungefilterten Livemitschnitt. Die Aufmachung der Releases ist schlicht, geschmackvoll und gleichsam effektiv: auf Umweltkartonage immer gleichen Zuschnitts sind pro VÖ verschiedenste Muster wie von Hand appliziert; diese stecken in einer Klarsichthülle, auf denen Aufkleber den Inhalt der Pckung kennzeichnen. Oft liegt noch ein kleines Papierbooklet mit weiteren Infos zu Musikern und Aufnahmeumständen bei. Das Label sitzt in Bordeaux.
Being (FATUM 015) ist eine Kontrabass-Solo-Aufnahme von 2007 des Musikers Paul Rogers (Chester/UK), die aus einem Go von 70 Minuten besteht, plus einer 3 Minuten Zugabe (inkl. Klatschen). Viel brummendes Streichen ertönt hier, zartes Rubbeln am Instrumentenkorpus, plunkernder Saitenstrich. Rogers präsentiert sich als echter Arbeiter, als jemand, der einen Klangblock wie ein Bildhauer aus den unzähligen Möglichkeiten des Rohstücks herausschlägt. Am Ende bleibt monumentale Schönheit. Drums Noise Poetry (FATUM 014) ist ebenfalls ein Livemitschnitt des Schlagzeugtrios Edward Perraud, Mathias Pontévia und Didier Lasserre (Trio de Batterie). Es will scheinen, als seien die drei Herrschaften durch die strenge Schule des Radu Malfatti gegangen, denn leiser geht es kaum noch. Schöne Pausen ordnen das Klanggeschehen, nur das Streichen der Becken wirkt schrill, manchmal gesellt sich ein aufbrausendes Tomgewitter hinzu, dann fällt alles wieder zurück in Konzentration und völlige Reduktion. Anschleich-Improv! Eine ungewöhnliche Veröffentlichung in diesem Kontext ist die CD mit Gitarre-Soloarbeiten von Gianni Grégory Fornet, da hier auch Songformat gestreift wird. roppo tintu è addivintatu lu munnu (FATUM 010) ist ein Co-Release mit dem Label Dromosphère (ebenfalls aus dem Umland von Bordeaux). Fornet beginnt sein Spiel mit zart-lieblichen Pickings, mischt Samplerklänge bei und singt sogar: romantische Gesten kommen hier also durchaus vor. Spannend an dem Werk ist die Zerrissenheit, die einerseits harmoniesüchtige Naivität des Spiels und die Fähigkeit, dies mit dem folgenden Akkord alles in Frage zu stellen und loszulassen. Merkwürdig. Ein zwar leichtfüßiges, aber auch recht zahmes Trio begegnet uns mit dem Free Unfold Trio (FATUM 009), bestehend aus Jobic le Masson (Piano), Benjamin Duboc (Kontrabass) und dem Labelmitebetreiber Didier Lasserre (Schlagzeug). Die klaren Linien des Improvisationsspiels verlaufen durch den Raum wie die farbenfrohen Muster einer Tapete. Ehrlicherweise müssen w ir zugeben, dass der erste Höreindruck von Pick-Up (FATUM 004) nicht vermittelt, Pascal Battus würde das Spiel mit der Tabletop Gitarre revolutionieren. Was wäre dort auch zu tun? Der Reiz dieser Versuchsanordnung besteht nun einmal in einer relativ fixierten Bespielung ds Pickup-Bereichs des Instruments. Die detaillierten Gesten und plirrenden Antastungen kommen einem bekannt vor; aufhorchen und wohlig kichern mussten wir dann aber doch, als es Battus in einer Passage schafft, seine Gitarre wie ein gurrende Taube klingen zu lassen.
Zipo
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