Electric Beatniks – Our Insignificance… CD

beatniks

Electric Beatniks
Our Insignificance Has Always Been Our Greatest Strength
(Revolver d.S./Cargo Records)

Electric Beatniks heißt die Combo, in der sich Sampling-Spezi Wolfgang Hagedorn, einst bekannt als eine Hälfte der Computerjockeys, und Altweggefährte, Schweinejazzer und Autor Raouf Khanfir seit 2007 zusammengefunden haben, um gemeinsam Musik zu machen.
Nach sechs gemeinsamen Jahren steht nun das zweite Album an, das den langen Titel „Our Insignificance Has Always Been Our Greatest Strength“ trägt. Und der ist leider irgendwie auch Programm.
Hier trifft Retro-Blues-Gitarre auf, wie heißt es so schön im Pressetext, „modernste Sampletechnik“,Electrobeat auf Jazzschlagzeug, wabernde Sounds auf Sprechgesang.
So richtig will das aber alles nicht zusammenpassen und erinnert bei Nummern wie „Numbers“ sehr an das Electrorockexperiment, das Bands wie Soulwax schon vor zehn Jahren ins Rollen gebracht haben.
Von dem Album bleibt am Ende vor allem die Stimme von Raouf Khanfir hängen, die stellenweise in ihrem hämischen Unterton stark an Tom Waits erinnert. Was bei Waits dank gezielter hysterischer Ausbrüche allerdings angenehme Schauer über den Rücken treibt, verursacht bei Khanfir aber eher eine unangenehme Ganzkörpergänsehaut.
Zu den wenig spannenden musikalischen Arrangements kommen zu allem Übel die noch weniger spannenden Texte, die ihren Höhepunkt der Unerträglichkeit erreichen, wenn Khanfir „We’re talking about our brand new bondage pro- pro- program“ lasziv ins Mikrofon lallt, während im Hintergrund ein Stimmchen im Versuch, Takt zu halten „bon-dage-pro-gram, bon-dage-pro-gram“ einstimmt. Schauder.
Seinen Glanzmoment erlebt das Album ausgerechnet beim letzten Stück „hifi killers trilogy“, dessen programmatische Dreiteilung sich mir beim Hören zwar nicht offenbart hat, bei dem aber der schon in vorherigen Tracks oftmals angewandte und leider meist ins Belanglose abgedriftete Spannungsbogen im Aufbau funktioniert. Und auch Khanfir’s Stimme wird dank ihrer Verbannung aus dem Fokus hinter die Synthies und Gitarrensamples erträglich und passt auf einmal in diesen zurückgelehnten Rausschmeißer.
Alles in allem mag man sich vorstellen, dass diese Band vor allem live ihre Qualitäten voll zur Geltung bringen kann und viel Spaß macht. Das Album legt man sich dann im Anschluss am Merchandise als Erinnerung an einen energiegeladenen Abend zu. Sonst wohl eher nicht.
Nina Rüb