John Rose
The Music Of Place: Reclaiming A Practice
(Platform Papers No. 35, Currency House 74pp)
In einem handlichen kleinen Buch analysiert der australische Geiger und Experimentalist Jon Rose die Krise der Musik, die seiner Meinung darin besteht, dass diese ihre Rolle und Bedeutung innerhalb der modernen Gesellschaften weitestgehend verloren habe. An diese Feststellung knüpft Rose keine zornige Kritik an den bestehenden Verhältnissen, dem ökonomischen Druck, dem veränderten Nutzerverhalten oder am Erzfeind Internet, sondern beharrt auf dem performativen Geist aller Musik und darin liegenden Qualität und Einzigartigkeit. Eine Besserung der globalen Situation ergibt sich für Rose nicht aus der Befragung der Manager und Marktforscher der Popkultur, aus den Excel-Weisheiten der Konzertmanager sondern für ihn persönlich auf die Rückbesinnung auf seine performative Praxis. Und die besteht in vielen Projekten, Konzerten, Installationen und Workshops in der klanglichen Erfahrbarkeit des Lokalen, in der Erzeugung einer „Music Of Place“. Egal, ob Jon Rose seine fahrbare Violine über die australischen Highways schiebt oder Zäune im Outback bestreicht – diese reklusiven Aktivitäten machen für Rose paradoxerweise die gesellschaftliche Bedeutung von Musik aus. Denn in der Praxis des Lokalisierens kommen die Stränge der historischen Kontextualisierung und der Verortung zusammen und geben den Klängen eine Bedeutung. Durch diese einfache Wiederentdeckung ortsgebundener Praktiken könnte die gesellschaftliche Anerkennung von Musik wieder steigen – es muss nur jemand den Mut haben, dieses neue Bewußtsein anzustoßen.
Zipo
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