Luc Ferrari/Brunhild Ferrari/Vincent Royer – Èphémerè… CD

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Luc Ferrari/Brunhild Ferrari/Vincent Royer
Èphémerè… CD
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Das Werk des 2005 verstorbenen Luc Ferrari lebt. Dies ist vor allem seiner Frau Brunhild Ferrari zu verdanken, die den Nachlass für Projekte und Bearbeitungen öffnet, einen Kompositionspreis im Spirit von Luc auslobt und immer stärker selbst als Komponistin in Erscheinung tritt und sich dabei aktiv auf das Werk ihres Mannes bezieht. Die vorliegende CD enthält das Titelstück von Luc Ferrari (Éphémère) von 1974, welches Brunhild Ferrari 2012 erneuerte. Daneben gibt es ein eigenes Werk von ihr aus dem Jahre 2012 (Le Piano Englouti) und eine längere Suite von Vincent Royer unter Verwendung eines Stückes von Luc Ferrari aus dem Jahre 1978 (Ce qu’a vu le Cers). Der Bratschist und Performer Vincent Royer ist auch die verbindende Person für alle drei Stücke, da er als Interpret auftritt und in seinem eigenen Beitrag – dem längsten auf der CD – aktive Forschungsarbeit an Ferraris Werk betreibt. Im Grunde sind alle drei Stücke ähnlich aufgebaut: mit geräuschhaften Schichten wird per Tape ein Hintergrund geschaffen, der die markanten, ankedotischen Sequenzen aus Luc Ferraris Werk zeigt. Wir erkennen Glocken, Windgeräusche, Wasser, Stimmen, arbeitende Menschen. Dazu gesellt sich im ersten Stück ein metallisches Geräusch, das punktuell durch Saitengekratze der Bratsche quasi warm befeuert wird. Die Bewegung von Éphémère ist insgesamt eine langsam anrollende. In Brunhild Ferraris Stück ist die Bratsche prominenter ins Bild gerückt, hat aber auch längere Spielpausen, in denen die Naturgeräusche die Szenerie ausfüllen. Auch hier schreitet das Klanggeschehen gemächlich voran, alles ist unterlegt von einem sirrenden, schwül-zitternden Drone. Im letzten Stück von Vincent Royer hat es den Anschein, als hätte der Künstler die Grundideen der beiden vorangegangenen Arbeiten genommen und unter ein Vergrößerungsglas gelegt. Pour que le vent soit propice schafft ein Environment, ein performatives Setting, für behutsame musikalische Aktionen. Über weite Strecken bleibt auch diese Arbeit kontemplativ und ruhig, die Bratsche schreitet aber wie ein verirrtes Tier durch die verwunschene Landschaft. Eine aufjaulende Melodie kommt mit sich selbst ins Gespräch und erfährt durch Schichtungen eine Art Dopplung, die eine gewisse Spannung erzeugt. Eine sehr nahrhafte Interpretation und Weiterführung des Werks von Luc Ferrari, wenn auch vielleicht etwas lang geraten.
Zipo
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