Maeror Tri
Meditamentum 2xCD
(Zoharum/New Nihilism ZOHAR 046-2)
Maeror Tri war eines der ersten echten Experimental-Projekte, die mir damals auf dem Industrial Meeting im Bochumer Zwischenfall noch im Grufti-Kontext begegnet sind (H! – Jaaaa, auch aufgrund jener Begegnung bin ich dieser Szene nachwievor verbunden. Nimm dies: Moscow Idaho!). So etwas kannte ich vorher noch nicht: Hier zeigten sich drei Musiker, die zwar auf einer Bühne platziert waren, aber keinerlei Stage Acting ausübten, sie schienen völlig in ihrer Klangwelt versunken zu sein. Auf dem Boden gekauert wurden Gitarren zu Schichterzeugern und Mülltonnen perkussiv bearbeitet. Der Sound war düster, treibend und vor allem völlig frei von den mir bekannten Konventionen aus Strophe & Refrain. Es gab große Spannungsbögen und eine entrückte Intensität – darüber hinaus war der Versuch eines Transports von Inhalten a la „Baby, I love you“ nicht auszumachen. Für mich war unter anderem dieser Maeror Tri Auftritt in den frühen 1990er Jahren der Einstieg in eine neue Welt. Eine Welt, in der Kassetten in Handgestaltung direkt von den Künstlern gekauft werden konnten, in der eine handvoll Enthusiasten bereit waren, mehrere hundert Kilometer zum nächsten Konzert zu fahren, in der fast jeder Zuschauer (außer mir?) selbst auch als Geräuschemacher aktiv war. Eine fremde und seltsame Welt war das….
Maeror Tri sind längst Geschichte, sie halten aber ihren Katalog lebendig und ihr Werk damit auch für die nachfolgenden Soundfreaks zugänglich. Meditamentum ist eine Zusammenführung zweier Einzelzusammenstellungen (Meditamentum I & II), die ihrerseits bereits Sammlungen von versprengt veröffentlichten Compilation-Beiträgen und Tape-Auszügen aus der gesamten Schaffenszeit der Band (1989-1996) waren. Obwohl in unterschiedlichsten Zusammenhängen veröffentlicht zeigen die Tracks die Merkmale von Maeror Tri, den ganz eigenen Sound. Dieser ist fließend-düster, immer mal wieder mit rhythmischen Elementen angereichert, und vor allem unpoliert und rauh. Diese Elemente haben bewirkt, dass Maeror Tri vom beschaulichen Bremen aus Fans in aller Welt gewinnen konnten und zwar aus den unterschiedlichsten Fraktionen, von Industrial bis zum Dark Ambient. In einigen Tracks klingt das Trio sogar fast etwas krautig in seiner bedröhnten Entrücktheit. In filigraneren Passagen kommen leicht esoambientere Stimmungen auf. Alles Dinge, die spätere Projekte (nicht zuletzt die eigenen der Beteiligten!) aufgegriffen haben. Diese Doppel-CD könnte fast als das heimliche Vermächtnis der Gruppe verstanden werden – Lieblingsstücke sind Lacus Mortis und Archaic Sensations -, das uns von Emotionalität, Primitivismus und Klangforschung erzählen möchte. Eine echte Schatzgrube!
Zipo
PS: Für Michael.