No Name, No Slogan! – Mai 2010

No Name, No Slogan! – Mai 2010
Kurzreviews

  

ADRIAN CROWLEY: Season Of The Sparks CD (Chemikal Underground/RTD): Großartig schwermütiger Stuff, dem Vorbild Smog nacheifernd. Songs mit Tiefe, Melancholie, Versunkenheit, Traumbildern. Musik für zum schwelgen zu.
www.chemikal.co.uk
DANNY AND THE CHAMPIONS OF THE WORLD: Streets Of Our Time (Loose/RTD VJCD-190): Country-Tunes mit fast schon religiösem Eifer. Paul Kelly schien der Pate gewesen zu sein. Schwer, ehrlich, ohne Schnörkel.
www.loosemusic.com
THE DOOZER: Great Explorers CD (Pickled Egg Egg 76): Irgendwo zwischen Syd Barret und Billy Childish sagen die Kritiker. Der junge Bursche war mit dem Rucksack in Südostasien unterwegs, was man an den gamelan-Imitationen im Track Brother Lazarus deutlich hören kann. Psychedlika als Einmannunternehmen.
www.pickled-egg.co.uk
LUCIEN DUBUIS TRIO & MARC RIBOT: Ultime Cosmos CD+DVD (enja ENJ-9540 2): Ultime Cosmos ist ein schönes Set: hübsch anzuschauen, mit virtuosem Instrumentalspiel von guten Musikern und ernsthaft gestaltet. Trotzdem kräuseln sich hier die Fußnägel: live mag das noch funktionieren, weil ein Funke überspringen mag, aber Zuhause kann ich mir das einfach nicht anhören. Die Combo ist sowas von motherfuckin‘ groovy und funky, dass es mir einfach weh tut. Das ist so typischer Mucker Sound, alles klingt vertrackt und super tight gespielt, anstatt auch mal was weg zu lassen. Als Dreingabe gibt es nen schönen 20-minütigen Studiofilm.
www.enjarecords.com
HUNTER COMPLEX: s/t CD (Narrominded NM047): Konsequent verpaßt uns das niederländische Label einen Katalog, der zwischen krassem Experiment und Popbezug pendelt, als wärs das Normalste von Welt. Hier wieder die Abteilung Uffta. HC spielen retrogezuckerten Post-Disco-Synth-Sound, mit Gesang und Neonröhren. De große Befreiungsschlag ist das nicht, aber handwerklich scheint doch alles in Ordnung zu sein.
www.narrominded.com
AIDAN MOFFAT & THE BEST-OFS: How To Get To Heaven From Scotland CD (Chemikal Underground/RTD CHEM113CD): Moffat, ex-Frontmann der grandiosen Arab Strab, behauptet zwar, dass es sich hier um versönliche Liebeslieder handeln würde, aber das Klima ist ja bekanntlich rauer in Schottland. Treueschwüre werden hier in 35 Minuten jedenfalls nur mit dem Messer zwischen den Zähnen abgegeben, Staffagen aus Songsfragmenten und einfachen elektronischen Hilfsmitteln polstern herzallerliebste Geschichten zwischen Suff und Weiberklau aus. Hobo-Romantik pur.
www.chemikal.co.uk
REEBOSOUND: This Is Reebosound CD (SOTA Records SOTA 02): Nicht unähnlich dem Ansatz von Egotronic wird hier elektronisch unterfütterter Spaßpop gespielt, der das Adrenalin hochpeitscht aber auch schnell verraucht ist.
www.reebosound.de
RITORNELL: Golden Solitude CD (Karaoke Kalk/KK CD 42): Dieses österreichische Duo versucht sich ernsthaft an der vielbeschworenen Integration akustrischer Klänge und Elektronik. Am stärksten wirkt dies, wenn sich Bläser formieren und die Rhythmen nur sanft den Gesamtklang gewissermaßen am Schaukeln halten. Dann klingen Ritornell fast wie vertreter einer neuartiegn Volksmusik. Die Cool Jazz Sprengsel sind allerdings verzichtbar.
www.karaokekalk.de
ROTFRONT: Emigrantski Raggamuffin CD (Essay Recordings AY CD 21): Endlich zeihen wir mit der Schweiz gleich! Auch auf CDs aus teutschen Landen kann es nun einen amtlichen Förderhinweis geben, das ist umso schöner, wenn diese dann Emigrantski Raggamuffin enthält. Rotfront recken ihre Partisanenfäuste in den Himmel, besingen Berlin und schmeißen sich mit Wucht an alle DJs, die irgendwas mit Ostblock, Humpta und Gogol Bordello-Balkantrash am Hut haben, ran. Wilde Mischung!
www.essayrecordings.com
SEX JAMS: Post Teenage Shine LP (Noise Appeal): Verzichtbarer Post-Punk-Hysteria-Sound, der zwar sicher in guter Absicht und handwerklich fein ausgetüftelt über uns kommt, der mir persönlich aber nichts zu sagen hat.
www.noiseappeal.com