Kreuzüber Bach
Jazz und Improvisationen über die 1. Cellosuite von J.S. Bach
(CCn’C Records/DA Music 03281)
Schon ein flüchtiger Bilck über die Auslagen des Klassikfachhandels in der Rubrik Cello macht deutlich, dass Johann Sebastian Bachs Cellosuiten zu den gewichtigsten Werken für Cello solo zählen und für jeden Cellisten ein absolutes Muß sind. So verwundert es nicht, dass Musiker eine erweiterte, freie Auseinandersetzung mit diesen ca. 1720 entstandenen Kompositionen suchen. Die Einspielung „Kreuzüber Bach“ von Gunther Tiedemann (Violoncello, Kirchenorgel) und Michael Villmow (Saxophon) kreist dabei um die erste der sechs Suiten, die von Tiedemann akurat und in die Musik gekehrt vorgetragen wird. Umgeben sind die einzelnen Sätze von deren Material aufgreifenden, aufschlüsselnden und verdichtenden Annäherungen sowie einzelnen losgelösten Stücken. Mit der zusätzlichen Klangfarbe von Villmows Saxophon changieren diese zwischen meditativer Schlichtheit und verspielter jazziger oder gar südamerikanischer Rhythmik. Während man sich jedoch bei der Aufnahme der Originalsätze für eine zurückgenommene Wirkung des Kirchenhalls entschieden hat, erklingen die Eigenwerke oftmals mit großzügigem Nachhall. Dies mag einen gewissen spirituellen Ansatz unterstreichen, kann sich jedoch ebenso wenig dem unterschwelligen Hauch von esoterischer Hintergrundmusik verwehren. Eigentlich sind diese Stücke jedoch für den Hintergrund zu durchgearbeitet und werden jedem Liebhaber der Cellosuiten die ein oder andere neue Einsicht und Freude bereiten.
Manuel Schwiertz
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