Vroooom – Improv! März 2009
Das französische Künstlerlabel Amor Fati begeistert durch umweltverpackte CDs, die handbemalt oder mit kleinen Stempeleien verziert sind. Humus wurde 2006 im Dezember live eingespielt, die Akteure waren Benjamin Bondonneau (Klarinette), David Chiesa (Kontrabass), Didier Lasserre (Schlagzeug), Daunik Lazro (Saxophon) und Laurent Sassi (son, äh?). Humus ist kein vielstimmiges Geschnatter, sondern verdichtete Instrumentalkracher, besonderd die Bläser fuchteln äußerst aufgeregt und kratzig in der Szenerie herum. Wenig erbaulich, weil doch arg traditionell, tönt uns Windfall, wieder einmal eine schön präsentierte Edition auf evilrabbit. Ab Kaars (Saxophon) und Meinrad Kneer (Kontrabass) beherrschen ihre Instrumente spielen aber konsequent aneinander vorbei. Das Blankdisc Trio wird von der Trackdatenbank bei iTunes als Blank Dick Trio ausgeworfen, nun ja… In der Kombination E-Gitarre, No-Input Mixer und Saxophon erarbeiten Srdan Muc, Robert Rozsa und Georg Wissel eine bizarre Klanglandschaft, die vor allem vom Kontrast ihrer Elemente lebt. Brüchige Flächen wechseln sich ab mit kratzenden Bratzattacken der Gitarre; dann wiederum perlen kristalline Sprutzelsounds hervor, über die das Saxophon im Orkan hinwegbläst. Eine kraftvoll-überraschende CD, der Titel Im KomikerLand sollte nicht abschrecken. Der australische Kontrabassist Mike Majkowski hat eine Solo-CD mit Improvisationen unter dem Titel Ink On Paper (creative sources recordings 173) veröffentlicht. Fasziniernd ist daran vor allem, dass in den Aufnahmen, die größtenteils ohne Overdubs entstanden sind, sein Instrument völlig anders als erwartet klingt. Man meint manchmal schrille Bläser oder sogar Vogelstimmen zu vernehmen, nur selten gibt es tiefbauchige Pluckereien. Ernestio Rodrigues war Resident in Hamburg auf Einladung des dort ansässigen TonArt Ensembles, welches sich auf Gruppenimprovisation und Realisierung von grafisch notierten experimentellen Werken spezialisiert hat. Die CD Murmúrios enthält zwei ausufernde Liveimprovisationen aus dem Westwerk: Erstere ist ein auf- und abwogender Stream von dichten und drängenden Klängen. Im zweiten Stück wird Rodrigues‘ Bratsche stärker freigestellt und von sirrenden Synthklängen umtänzelt (creative sources recordings cs170).