Wolfgang Frömberg – Spucke Buch

Wolfgang Frömberg
Spucke
(Hablizel Verlag, H1, 221S.)

Gerade den Kölnern wird der Name Wolfgang Frömberg sicher bereits untergekommen sein, z.B. als Autor für Spex oder die Kölner StadtRevue. Genau über seine Zeit bei Spex, hier „Spucke“ genannt, handelt dieser Roman. Aus Wolfgang Frömberg wird Walter Förster, aus der Roland- die Donaldstr. Nunja. Der Roman handelt von eben jenem vom Verleger ausgebeuteten und von der Maschinerie verzehrten Schreiber Förster, der bei Spucke für die Literaturthemen zuständig ist. In seiner Kollegenclique brodeln Umsturzgedanken, da der Verleger, ein fieser Wurstfabrikant, damit droht, die Spucke-Redaktion kostensparend nach München umzusiedeln. Spannend wird die Geschichte, wenn wahrscheinlich authentische Interviewsequenzen und Begegnungen, zum Beispiel mit Bret Easton Ellis oder Marcel Beyer, im Handlungsstrang platziert werden. Hier leuchtet der ansonsten eher blasse Förster-Charakter auf: seine Gedanken werden durch diese Begegnungen in Rotation versetzt und sein Leben bekommt einen Drive. Ebenfalls spannend zu lesen sind die kurzen Ausflüge in die Familiengeschichte des Helden, die dessen Vater als kämpfenden Malochertypen darstellen von dem sich der Sohnemann emanzipieren möchte und zu dem er doch auch aufschaut. Nervig ist allerdings das ewige Revoluzzergelaber der Förster-Kollegen, die aus allen Ritzen hervorquellende Loser-Romantik und das fabulierte Neurosenleben des Hauptdarstellers, welches doch arg an das Phonon-Sujet erinnert, ohne dessen Wucht zu bekommen (Tenor: Zombies lauern überall). Auch die Figur der Tochter Nele wirkt arg konstruiert, da sie im sonst bisweilen hyperrealistisch geschilderten Alltag kaum eine Rolle spielt. Der Schreibstil ist flott und gut nachvollziehbar und die ein oder andere Pointe wird auch gesetzt. Auch die gewisse Zuneigung zu den Kölner Veedeln nimmt man Frömberg gerne ab. Am schönsten aber finde ich, dass der Roman als Gesamtprojekt – erschienen bei einem neuen Verlag eines ex-Spexlers, geschrieben von einem ex-Spexler, unprätentiös, ohne Hektik und mit ehrlicher Arbeit rausgehauen – fast selbst wie die teilweise Einlösung der Pläne, Forderungen und Hoffnungen der Förstergruppe wirkt. Aus der Geschichte heraus als eigene Notwenigkeit entstanden. Das wirkt sehr schlüssig und irgendwie fast natürlich. Nach dem Motto: „Wenn das alles wirklich so Scheiße war, ja Mensch, dann kann es so gehen wie mit ‚Spucke‘.“ Nur den Depeche Mode Song Music For The Masses möchte ich noch einmal hören…
Till Kniola
www.hablizel-verlag.de